Die Farm by John Grisham

Die Farm by John Grisham

Autor:John Grisham [Grisham, John]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783453873940
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2004-02-01T00:00:00+00:00


Kapitel 19

Im Frühjahr und im Winter nutzten wir den Sonntagnachmittag häufig, um Besuche zu machen. Wir aßen zu Mittag, hielten ein Schläfchen, setzten uns anschließend in den Pick-up, fuhren nach Lake City oder Paragould und tauchten ohne Vorwarnung bei Verwandten oder Freunden auf, die sich immer freuten, uns zu sehen. Oder sie kamen zu uns. »Schaut mal vorbei«, lautete der Standardsatz, und das wurde wörtlich genommen. Spezielle Arrangements oder Ankündigungen waren nicht nötig und auch nicht möglich. Wir hatten kein Telefon und unsere Verwandten und Freunde auch nicht.

Aber im Spätsommer und im Herbst hatten Besuche keine Priorität, weil wir hart arbeiteten und es heiß war. Eine Weile lang vergaßen wir Onkel und Tanten in der Gewissheit, dass wir die Besuche später nachholen würden.

Ich saß auf der Veranda vor dem Haus, verfolgte das Cardinals-Spiel im Radio und sah meiner Mutter und Gran zu, die Erbsen und Wachsbohnen pulten, als ich bei der Brücke eine Staubwolke entdeckte. »Da kommt ein Auto«, sagte ich, und sie blickten auf.

Auf unserer Schotterstraße fuhr nur selten ein Auto. Fast immer war es einer der Jeters, die jenseits der Straße wohnten, oder einer der Tollivers, die östlich von uns lebten. Gelegentlich fuhr ein unbekannter Personenwagen oder Pickup vorbei, dem wir wortlos nachsahen, bis sich der Staub wieder gelegt hatte, und während des Abendessens spekulierten wir, wer es gewesen sein könnte und was sie in unserem Teil von Craighead County gewollt hatten. Pappy und mein Vater erwähnten es im Co-op, meine Mutter und Gran erzählten es allen Frauen sonntags vor dem Gottesdienst, und früher oder später fand sich noch jemand, der das unbekannte Fahrzeug gesehen hatte. Für gewöhnlich wurde das Rätsel gelöst, aber manchmal fanden wir nie heraus, wer es gewesen war.

Dieses Auto fuhr langsam. Ich sah etwas Rotes, das größer und leuchtender wurde, und kurz darauf rollte ein glänzender, zweitüriger Wagen auf unsere Einfahrt. Wir drei standen jetzt auf der Veranda und waren zu überrascht, um etwas zu unternehmen. Der Fahrer parkte hinter unserem Pick-up. Auch den Spruills auf dem Hof fielen die Augen aus dem Kopf.

Der Fahrer öffnete die Tür und stieg aus. Gran sagte: »Es ist Jimmy Dale.«

»Sieht ganz so aus«, sagte meine Mutter, und ein Teil der erwartungsvollen Spannung wich von ihr.

»Luke, lauf und hol Pappy und deinen Vater«, sagte Gran. Ich sprintete durchs Haus und rief nach den Männern, aber sie hatten das Zuschlagen der Tür gehört und kamen über den Hof hinter dem Haus.

Wir fanden uns alle vor dem Wagen ein, der neu und sauber und ohne Zweifel das schönste Auto war, das ich je gesehen hatte. Alle umarmten und begrüßten Jimmy Dale, der uns seine frisch angetraute Frau vorstellte, ein dünnes kleines Ding, die jünger aussah als Tally. Sie hieß Stacy und stammte aus Michigan, und wenn sie etwas sagte, sprach sie durch die Nase. Sie redete schnell und abgehackt, und innerhalb von Sekunden hatte ich eine Gänsehaut.

»Warum spricht sie so?«, flüsterte ich meiner Mutter zu, als wir zur Veranda gingen.

»Sie ist eine Yankee«, lautete ihre simple Erklärung. Jimmy Dales Vater war Ernest Chandler, Pappys älterer Bruder.



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